Samstag, 12. Februar 2011

Am Tag nach meinem achten Geburtstag


Am Tag nach meinem achten Geburtstag, sagt mein Vater mir, dass es endlich soweit ist. Wir können nun los.“
„Jetzt?“ frage ich ihn aufgeregt. In meinem Bauch fängt es an zu bitzeln und zu kribbeln.
„Na klar, jetzt.“ Er grinst breit. „Oder möchtest Du lieber noch länger warten? Ich dachte es könnte Dir nicht schnell genug gehen?“
Einen kurzen Moment warte ich noch.
Nein, es kommt kein Aber hinterher, nur ein aufmunterndes Nicken.
„Juchuu“ kreische ich anstelle einer Antwort. Ich reiße meine Arme in die Luft und hüpfe durch den Flur. „Juiii“ quietsche ich und drehe Pirouetten, dass sich mein blauer Rock zu einem großen Teller ausbreitet und meine Haare um meinen Kopf wirbeln. Mein Herz klopft mir im Hals. So heftig, dass mir fast die Luft wegbleibt.
Endlich, denke ich. Endlich, endlich, endlich.
Endlich ist es soweit. Mein größter Wunsch wird wahr.  

Noch ein kurzer Blick in Papas Gesicht.
Das Grinsen ist noch da. Also los.
Ich setze mich auf die kleine Holzbank im Flur unter der immer die Schuhe stehen.  Ich will meine dunkelblauen anziehen. Mama sagt immer, die passen so gut zu meinem blauen Rock. Doch vor lauter Aufregung sind meine Finger ganz flatterig, dass ich den Lederriemen nicht durch die Metallschnalle gezogen kriege. Bis an den Metallrand schaffe ich es und dann beim Durchstecken fällt mir der Riemen aus der Hand.
Blöder Mist, denke ich. Und versuche es wieder. Mit dem gleichen Ergebnis.
„Manno, dieser blöde Schuh will nicht.“ meckere ich und hebe den Übeltäter mit gestrecktem Arm über meinen Kopf und hole zum Wurf aus.
Da spüre ich Papas warme Hand an meinem Arm.
„Nur die Ruhe, Maunzerle.“ sagt er ruhig. Aber ich merke genau, dass er ein Lachen unterdrücken muss. „Du bist wahrscheinlich zu aufgeregt.“ beschwichtigt er mich. „Lass mich das mal ausnahmsweise machen.“
Ich  strecke ihm meine Füße entgegen. Unruhig rutsche ich auf der Bank hin und her. So viele Gedanken rasen durch meinen Kopf.
Wie er wohl aussieht? Oder ist es eine sie?
Ist es groß oder klein, dick oder dünn Ich will endlich los.
„So“ sagt Papa dann nur und steht auf. „Wir können.“
Da fällt mir noch was ein. „Was ist mit Mama?“ frage ich. „Mama ist mit Niklas noch beim Einkaufen und sie wollte doch unbedingt mitkommen?“
Er winkt ab. „Keine Sorge, mit Mama ist alles abgesprochen, wir treffen uns direkt in der Stadt. Und jetzt zieh endlich die Schuhe an, sonst kommen wir zu spät und Mama muss warten.“

Ich springe auf und bin in Windeseile an der Tür und flitze raus zum Auto. Und Papa beeilt sich auch und kommt mit großen Schritten hinter mir her.
 
Herzliche Grüße
Eure Barbara


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